Ein Verkehrsunfall kommt immer plötzlich. Ob kleine Blechschäden oder schwerere Unfälle – in dieser Situation sind viele Betroffene aufgeregt und unsicher, wie sie richtig reagieren sollen. Dabei sind die ersten Minuten entscheidend: Sie sichern nicht nur Beweise, sondern auch Ihre rechtlichen Ansprüche.

Als Fachanwältin für Verkehrsrecht in Nürnberg habe ich täglich mit Unfallgeschichten zu tun. Deshalb gebe ich Ihnen hier eine klare, praxisnahe Checkliste, die Sie im Ernstfall Schritt für Schritt durch die Situation führt.


✅ Erste Maßnahmen direkt am Unfallort

  1. Ruhe bewahren und Überblick verschaffen
    Auch wenn der Schock groß ist: Atmen Sie tief durch. Prüfen Sie zuerst, ob jemand verletzt ist.
  2. Unfallstelle absichern
    • Warnblinker einschalten
    • Warnweste anziehen
    • Warndreieck in sicherem Abstand aufstellen (außerorts ca. 100 Meter, innerorts kürzer)
  3. Erste Hilfe leisten
    Wenn Personen verletzt sind, gilt: Erste Hilfe hat Vorrang. Scheuen Sie sich nicht – jeder ist verpflichtet, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen.
  4. Notruf absetzen (112)
    Machen Sie klare Angaben: Wer? Was? Wo? Wie viele Verletzte?

📸 Beweise sichern – Ihr wichtigstes Kapital

Nach der Sicherung der Unfallstelle geht es darum, alle relevanten Informationen festzuhalten.

  • Fotos vom Unfallort, Fahrzeugen, Kennzeichen, Schäden, Bremsspuren, Verkehrszeichen
  • Namen und Kontaktdaten von Zeugen
  • Unfallbeteiligte: Name, Anschrift, Versicherungsdaten, Führerschein
  • Unfallskizze (z. B. auf einem Unfallbericht)

Tipp: Nutzen Sie Ihr Smartphone – Bilder sind oft der beste Schutz gegen spätere Falschangaben.


📝 Unfallbericht und Schuldfrage

Viele Versicherungen stellen Europäische Unfallberichte zur Verfügung. Tragen Sie dort sachlich die Daten ein, aber:

  • Keine vorschnellen Schuldanerkenntnisse!
    Ein Satz wie „Ich war schuld“ kann später zu erheblichen Nachteilen führen.
  • Bleiben Sie bei Fakten: „Fahrzeug A fuhr auf Fahrzeug B auf“ – keine Wertungen.

📞 Polizei rufen – ja oder nein?

Die Polizei muss nicht bei jedem Bagatellschaden gerufen werden. Aber sie ist sinnvoll, wenn:

  • Personen verletzt sind
  • ein hoher Sachschaden vorliegt
  • die Schuldfrage unklar oder umstritten ist
  • ein Beteiligter keinen Führerschein, Versicherungsschutz oder ausländische Kennzeichen hat

🛠️ Werkstatt, Gutachter, Versicherung

Nach dem Unfall beginnt die Regulierung – und hier passieren die meisten Fehler.

  • Eigener Gutachter: Lassen Sie den Schaden durch einen unabhängigen Kfz-Sachverständigen bewerten, nicht nur durch die Versicherung.
  • Werkstattwahl: Sie entscheiden, wo repariert wird – nicht die Versicherung.
  • Schadenspositionen: Neben Reparaturkosten stehen Ihnen oft auch Nutzungsausfall, Schmerzensgeld oder Haushaltsführungsschaden zu.

⚖️ Warum anwaltliche Hilfe so wichtig ist

Viele Mandanten sind überrascht, wie schnell Versicherungen versuchen, Kosten zu kürzen – sei es beim Gutachten, bei Mietwagenkosten oder den Abschleppkosten.
👉 Wichtig zu wissen: Die Anwaltskosten trägt bei unverschuldetem Unfall die gegnerische Versicherung.

Ein Fachanwalt sorgt dafür, dass Sie Ihre Ansprüche vollständig durchsetzen und nicht auf Schäden sitzen bleiben.


📍 Fazit – Ihre Checkliste auf einen Blick

  • Ruhe bewahren, Unfallstelle sichern, Erste Hilfe leisten
  • Polizei rufen (bei Verletzten oder unklarer Schuldfrage)
  • Fotos, Daten, Zeugen sichern
  • Keine Schuldanerkenntnisse unterschreiben
  • Eigene Gutachter und Anwälte einschalten

👉 Mein Tipp: Speichern Sie den Flyer im Handy oder drucken Sie ihn fürs Handschuhfach aus. Im Ernstfall haben Sie so eine klare Orientierung.